Biografie zu Hannah Arendt
Geburtsjahr: 1906 | Geburtsort: Hannover
Eine Denkerin, die sich viele Feinde machte: Hannah Arendt wurde am 14. Oktober 1906 als Tochter jüdischer Eltern in Linden bei Hannover geboren. Als ihr Vater, ein Ingenieur nur drei Jahre nach der Geburt seiner Tochter schwer erkrankte, siedelte die Familie ins preußische Königsberg um, wo er kurze Zeit später auch verstarb. Fortan wurde sie von ihrer sozialdemokratisch eingestellten Mutter unterrichtet.
Die forsche Hannah Arendt las schon früh die Werke ihrer literarischen Helden wie unter anderem Kant oder Kierkegaard und hält sich mit ihrer Meinung zum Weltgeschehen nicht hinter dem Berg. Dies hat unter anderem zur Folge, dass Arendt die Schule wechseln muss, da sie einige Differenzen mit den Lehrkräften hatte. In Berlin kann sie als Gast an Vorlesungen zur Theologie teilnehmen und wird nach der Wiederkehr nach Königsberg das Abitur bestehen.
1924 wird sie Philosophiestudentin in Marburg, wo sie unter anderem bei Nicolai Hartmann lernen kann. Ebenso studiert sie beim Philosophen Martin Heidegger, in den sie sich trotz des enormen Altersunterschieds verliebt. Da er bereits verheiratet und Familienvater war, blieb diese Verbindung bis nach dem Tod beider ein Geheimnis. Nur Briefe konnten die Affäre belegen.
Nach dem Studium in Marburg, immatrikuliert Arendt für ein Semester an der Universität Freiburg und promoviert anschließend in Heidelberg. In dieser Zeit konnte die Schriftstellerin viele Kontakte zu aufgeschlossenen und gebildeten Menschen finden, die wie sie selbst die Geschehnisse der Zeit kritisch hinterfragten. Zu ihrem Freundeskreis gehörten unter anderem der Sozialpädagoge Karl Frankenstein, der Germanist Benno von Wiese sowie der Hauptsprecher der Zionistenbewegung Kurt Blumenfeld.
Als erstes Werk ist die Dissertation Arendts überliefert, die den Titel „Der Liebesbegriff bei Augustin“ trägt. In ihren ersten Leitmotiven grenzt sie sich von den Thesen ihres früheren Lehrers und Geliebten Heidegger ab.
1929 zieht sie mit Günther Stern zusammen, damals noch schier undenkbar. Doch das Paar setzt sich über Konventionen hinweg und heiratet noch in diesem Jahr.
Nach ihrem Werk Rahel Varnhagen, der Lebensgeschichte einer Jüdin, hat sie sich mehr den politischen Fragen ihrer Zeit gewidmet. Als Jüdin war die Autorin nun in Gefahr. Man riet ihr, sich als Deutsche anzusehen, doch ihre Herkunft wollte sie nie verleugnen. Die politischen Ansichten sorgten für das Eheaus, denn ihre Meinung ließ sich Arendt von niemanden verbieten.
Arendt, die kritische Schriften zur Gleichstellung der Frauen und zur Rolle der Frau in der Gesellschaft verfasst hatte, wurde nach Frankreich deportiert, konnte jedoch fliehen und schrieb ihre Erinnerung dazu in „Wir Flüchtlinge“ nieder. Über Lissabon reist sie mit ihrem zweiten Ehemann und ihrer Mutter in die USA, wo sie als Kolumnistin lebt.
Nach dem Ende des Naziregimes und der neugegründeten Bundesrepublik kehrt sie in die Heimat zurück und sieht in ihrem Essay „Ein Besuch in Deutschland“ kritisch auf die Zeit zurück. Mit ihrem Hauptwerk „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ rekonstruiert sie das Aufkommen von Antisemitismus und Rassismus und geht der Frage der Judenverfolgung nach.
Bis heute gilt Hannah Arendt, die 1975 in New York verstarb, als scharfsinnige und eigensinnige Kritikerin des Nationalsozialismus. Ihre Werke liefern wichtige Grundthesen zur Weltpolitik.